Frauen und Rennrad

Rennrad und Frauen

Rennradfahren in der Toskana. Schöne Landschaft, Olivenbäume, Sonne.
Mit dem Rennrad durch Olivenhügel. Kein Verkehr, sanft hoch, oder härter, aber immer schön! Die Frau fährt übrigens - ja, richtig gesehen - ein altes Crossrad.

Frauen fahren anders Rennrad als Männer - und das ist wichtig! Äh, fahren Frauen anders Rennrad als Männer? Ja, sicher … oder, zumindest sicher … aber, auf jeden Fall eventuell unter Umständen wahrscheinlich ...

 

Hierzu die grundlegenden Gedanken

 

Grundsätzlich ist zu beachten, dass man niemals ganzheitliche Überlegungen auf die Einzelne oder den Einzelnen oder beide anwenden kann. Beispiel: Man kann sagen, Frauen sind grundsätzlich Männern in der körperlichen Leistungsfähigkeit, insbesondere in unserem Lieblingssport Radfahren, unterlegen. Da Frauen andere Muskelmasse etc. haben, verfügen sie über weniger Kraft, können also weniger schnell, weniger lange und weniger intensiv Radfahren. Das kann man sagen, aber es gilt nur statistisch, nicht für den Einzelfall.

 

So auch die folgenden Überlegungen. Sprich, es gibt Frauen, die alles auf den Kopf stellen und den Männern zeigen, wo Frau Bartel den Most holt.  Einige dieser haben wir auch hier in der Toskana kennengelernt ... was nicht immer einfach für uns ... also für manche Männer war und ist.

 

Wichtige Thesen oder Überlegungen

 

Frauen fahren weniger

 

Dass die Jahresfahrleistung von Frauen im Durchschnitt geringer ist, kann unterstellt werden. Daraus ergibt sich vordergründig eines, nämlich, dass die Durchschnittsgeschwindigkeiten, die Kletterfähigkeiten, die Sprintstärke etc. von Frauen geringer sind.  

Entsprechend sollte man auch bedenken, dass die Fähigkeit (und der Wunsch), sich zu quälen, zu plagen, zu schinden, sicher auch im Verhältnis mit der Jahresfahrleistung zu sehen ist. Selbst wenn bester Wille und starker Einsatz  vorliegen - wenn die Kraft aufgrund der gefahrenen Trainingskilometer nicht reicht, dann macht’s der Wille allein auch nicht. Gilt bei Frau wie bei Mann.

 

Mit dem Spaß am Radelfahren und dem Spaß am Drumherum (z. B. am guten Appetit danach, am Bier danach, am Riesenspaß mit den Rad-Freunden und Freundinnen …) hat das sicher nichts zu tun.

Es fahren weniger Frauen - daher oft in Männergruppen

 

Beim Rennradfahren gibt es deutlichen Männerüberhang. Das war immer schon so, auch wenn Frauen in jüngerer Zeit aufholen. In Gruppen ist es noch stärker: Frauen haben häufig Vorbehalte gegenüber dem Fahren in der Gruppe. Man ist eng aufeinander, sieht zum Teil relativ wenig, hat kaum Platz zum Ausweichen, die Disziplin in der Gruppe lässt manchmal zu wünschen übrig … und das bei hohem Tempo!

 

Eine passende Gruppe zu finden, ist generell nicht leicht. Und bei dem Höllentempo, das einige gut trainierte Männergruppen vorlegen, kann manche Frau die Lust verlieren, und die Leidenschaft kann leiden ... und daran sollte man immer denken.

 

Das ist natürlich kein geschlechterspezifisches Problem, sondern ein Problem des heterogenen Trainingszustands von Individuen in größeren Gruppen. Sehr schön gesagt – anders gesagt: Ach Gottle, das Problem kennen wir seit Jahrzehnten! Schnell Radelfahren macht insbesondere den Trainierten ungemein Spaß, und Geschwindigkeit gehört zum Rennradeln halt dazu! Entscheidend ist, die richtige Gruppe zu finden, alles weitere regelt sich dann.

 

Also: Sowohl Trainingszustand als auch Fahrleistung als auch die körperlichen Unterschiede beeinflussen sich gegenseitig. Manchmal gelingt der Ausgleich spielend, ein andermal … überhaupt gar nie nicht. Aber auch das wussten wir bereits.

 

Frauen fahren in Gruppen anders

 

Wenn Frauen in der Gruppe fahren, dann sind es meistens nicht sie, die eine Gruppe zerfleddern und die Gruppe in weit verteilte Einzelkämpfer aufbröseln, sondern – Schande – die Männer. Auch wenn Frauen das könnten, sie tun es nicht (immer). Irgendwo scheinen sie verstanden zu haben, dass es (für sie selbst und die Schwächeren) auch ganz toll sein kann, wenn man die eigenen Grenzen nicht ständig ausreizen oder erreichen muss. Tröstlich ist, dass es genau auf dem Rennrad tausend Gelegenheiten gibt, zu sehen, wo man steht: Wo sind die eigenen Fähigkeiten (zu Ende), und wo sind jene, die von den Mitfahrern gesetzt werden?

 

Leider sind Frauen vielfach einzeln oder in kleinsten Grüpplein unterwegs, weil das Fahren in der Gruppe bestimmte Unsicherheiten oder Ängste weckt. Das enge Aufeinanderhängen, dichtes Auffahren, bremsen mit Ziehharmonikaeffekt, hohes Gruppentempo generell, Kurvenproblematik, Einmündungen, und der Straßenverkehr an sich … die Gruppe ist nicht jederMannFraus Sache.

 

Beheben lässt es sich durch zwei Dinge: Erstens, langsam sich hintasten und zweitens, klein anfangen. Dann wird es.

 

Frauen fahren langsamer

 

Frauen fahren – auch wenn sie sehr gut trainiert sind - sie fahren langsamer. Will heißen, sie fahren nicht bis zum Auskotzen; sie sehen die Maximalgeschwindigkeit zwar auch, jedoch nicht als alleinigen oder beherrschenden Antrieb. Es zeigt sich bergab: Bei Frauen scheinen Phantasie, Vorsicht und Vorausschau manchmal höheren oder eben den angemessenen Stellenwert zu haben.

 

Was aber keineswegs heißen soll, dass Frauen, wenn das Training und anderes stimmt, keinen Spaß am Tempo hätten. Oder daran, es manchem Kerl richtig zu zeigen. Auch das wissen wir (Kerle). Wenn es auch mal bitter sein kann, es zu erfahren …

Frauen wollen mehr sehen

 

Dass Frauen es manchmal langsamer angehen lassen, mag auch damit zusammenhängen, dass sie Rennradfahren sehr stark von der ästhetischen Dimension sehen. Sie wollen nicht nur ein Abbild des Hinterrades des voranfahrenden Rades in der Netzhaut verewigen, sondern auch die Landschaft, das Leben, die Umgebung und solche Dinge genießen. Gleiches gilt berghoch – Toskana!, Alpen!, Schwarzwald!, und und und – hier reklamieren sie, dass neben dem sportlichen Radeln auch das ästhetische Sehen, das Genießen und das Erlebnis der Natur höchsten Rang haben.

 

Daher suchen Frauen die Verbindung all jener wunderbaren Dinge, die man mit dem Radeln verbinden kann. Wenn allerdings Radeln nur oder überwiegend als rein sportliche Betätigung gesehen wird, kann das einen Verlust bedeuten. Die Lösung ist einfach und überall anwendbar: Angemessenes Tempo fahren, Pausen dann, wenn nötig oder wenn es halt schön ist. Und so weiter.

 

Frauen wollen Radfahren, nicht basteln

 

Klar, sicher: Es ist ein Reizthema. Daher ganz vorsichtig ausgedrückt – Frauen interessieren sich überwiegend für alles, was man mit dem Radel im weitesten Sinn machen und erleben kann, aber weniger dafür, aus welchen Bestandteilen Maschine und Laufräder zusammengesetzt sind. Dazu kann man stehen wie man will, aber das ist so.

 

Nun fügt es das Schicksal, dass man beim Rennradeln ein technisch nicht so ganz anspruchsloses Teil unter sich hat, und dass wir mit ihm nicht nur Spaß haben wollen, sondern dass das Rad sicher sein muss. Demzufolge sollte JEDE/R bestimmte grundlegende technische und bastlerische Dinge können. Oder wenigstens davon gehört haben …

 

Daher können Frauen sich bei unseren Touren auch mit diesen Dingen beschäftigen. Ohne Zwang, dosiert - aber mit Spass: Wir wollen aus Frauen keine Profischrauber machen, sondern das zeigen, was halt wichtig ist: Zusehen, lernen, ... wer will. (Inhalte siehe unten).

 

Klar, es gibt tausend Dinge, die man am Rennradel sinnvoll tun kann, tun muss oder tun will, das wissen Bastler. Es sind meistens Männer. Und sie tun es. Die Frauen wissen oder ahnen zumeist auch, was am Rennrad zu tun ist. Aber sie sind Frauen. Daher tun sie es … irgendwelchen Männern übergeben.

 

Vorsichtig zusammengefasst: Frauen wollen fahren und Spaß haben und nix schrauben. Und aus und basta. Das ist in Ordnung. Wenn allerdings jemand (Frau?, Mann?, egal!) sein Radel ständig, immer wieder und penibel so pflegt, dass sie/er auf einer hoch leistungsfähigen, schnurrenden, singenden und blitzoblanken Maschine durchs Land gleitet, dann ist es auch gut. Jedem das Seine!

 

Fazit

 

Frauen fahren anders als Männer – aber auch nicht immer. Frauen sind wahrscheinlich Männern in puncto ästhetische Dimension des Radfahrens und kluger Vorsicht im Verkehr überlegen. Vielleicht sind sie auch nicht so sehr alleinig aufs Radeln fixiert – was in entsprechender Umgebung (Toskana!) sicher auch von großem Reiz sein kann.

 

Radelfahren ist supergeil! Und wenn man sich die weiteren durch das Radelfahren möglichen Lebensdimensionen (Spaß, Genuss, Landschaft, Körpererfahrung, achten auf die Ernährung, Figur …) zusätzlich erschließen kann, … das ist noch supergeiler.

Frauen auf dem Fahrrad

Für Frauen

Der Giro di Montemassi und die Frauen

 

Frauen sollen die Gelegenheit haben, ihren eigenen Rhythmus, Stil und ihr eigenes Tempo zu fahren. Sie sollen den Genuss der Landschaft in reinster Form aufnehmen können.

 

Angepasst trainieren

 

Das Fahren in der Gruppe ist unumgänglich (wie sollte es anders gehen?), aber die Gruppe fährt nach den Bedürfnissen aller. Gruppendynamik ja, aber in kleinem, ganz kleinem Maß!

 

Der Giro di Montemassi ist für Frauen die Gelegenheit, gut zu trainieren.  Daher ist entscheidend: angepasste Etappenumfänge, auch mal leichteres Geläuf (weniger Berge, weniger lange Berge, und weniger steile oder Kotzberge …). Wenn es sich ergibt, können längere Pausen eingelegt werden – oder man lässt mal einen Tag aus oder kürzt mal ab.

 

Sport, Highlights und Planung

 

Wir sprechen die Touren ausführlichst ab – am Abend sollten alle auf ihre Kosten gekommen sein. Die Touren beziehen extrem schöne Punkte, Orte, Aussichten ein.

 

Wenn gewünscht, kann auch mal eine Besichtigung des einen oder anderen Highlights eingeschoben werden – wenn’s wirklich mit dem Rad nicht geht, dann mit dem Auto. 

Frauen auf dem Fahrrad
Programm

Programm

Rahmen- und Rundumprogramm

 

Fahrtechnik-Programm (macht ein Ex-Rennfahrer)

 

Wie geht Rennradfahren, welche Haltung ist wann gefordert, wie begegnen wir dem Wind, wie fährt man richtig und gefahrlos Windschatten, wie laufen Ablösen, wie setze ich meine Kraft optimal am Berg ein …? Was hat es mit der Kadenz auf sich? Wie fährt man in der Gruppe?

 

Basic-Programm Rennradtechnik (macht ein Ex-Rennfahrer)

 

Räder wechseln, Schlauch wechseln. Sitzposition, Schuhposition Lenkerhaltung, Körperhaltung, worauf kommt es an? Reifen wechseln, wann welchen Reifen? Wann schalten, wohin schalten, wie schalten, wie richtig schalten? Bremsen, aber wie – und warum nie anders! Und ganz wichtig: Wie pedalieren, wie richtig pedalieren! Und, und, und …

 

Was sollte man zumindest wissen?

 

Reifen wechseln, wenn kaputt. Das muss man können, aber da, wo es wirklich weh tut, nämlich auf der Straße.

 

Wenn die Kette draußen ist, egal aus welchem Grund, ... sollte man wissen, wie man sie wieder reinmacht.

 

Reifen aufpumpen, und zwar mit dem richtigen Druck (abhängig von Reifentyp, Herstellerangabe, Straßenbeschaffenheit und Fahrer(in)gewicht).

 

Notwendige Kontrollen

 

Wenig Aufwand, kaum Spezialkenntnisse, aber wichtig.

 

Sichtkontrolle der Reifen (Risse, Beschädigungen, Steinchen …), mindestens vor Beginn der Ausfahrt.

 

Bremsenkontrolle, zumindest vor signifikanten Abfahrten.

 

Kontrolle der Schaltung, vorn und hinten, auf Funktion und Geräusch.

Frauen auf dem Fahrrad
Wissen, was zu tun wäre

Wissen, was zu tun wäre

Klug delegieren als Programm, aber ..!

 

Das Verhalten von Frauen, das Basteln an Männer zu übergeben, egal wo, … es ist grundsätzlich okay.

 

Wenn auch … ohne dass man sich hier in die Nesseln setzen will … wenn also nochmals dringend empfohlen wird, dass auch Frauen die minimalsten Bastel- und Kontrolldinge schon mal gesehen, gelernt und vielleicht auch getan haben sollten.

 

Unabhängig sein

 

Es könnte ja mal vorkommen, dass etwas passiert, wenn man wirklich allein auf weiter Flur ist. Wenn dann doch nicht so schnell jemand da ist, der einem helfen kann ... selbst ist die Person! 

Wissen, was zu tun wäre